Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

Antwort erstellen


Diese Frage dient dazu, das automatisierte Versenden von Formularen durch Spam-Bots zu verhindern.
Smileys
:D :) ;) :( :o :shock: :? 8-) :lol: :x :P :oops: :cry: :evil: :twisted: :roll: :!: :?: :idea: :arrow: :| :mrgreen: :geek: :ugeek:

BBCode ist eingeschaltet
[img] ist eingeschaltet
[url] ist eingeschaltet
Smileys sind eingeschaltet

Die letzten Beiträge des Themas
   

Ansicht erweitern Die letzten Beiträge des Themas: Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

Re: Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

von Kai Eichstädt » 31 Jan 2023, 23:52

Moin Stephan,

ich fürchte leider nur, daß Lothar das nicht lesen wird können...

Gruß
Kai

Re: Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

von lok527596 » 31 Jan 2023, 22:50

Hallo Lothar

ein wirklich suppertoller Beitrag und viel Erläuterung zum Thema KLV ; ITL etc. Top Spitzenklasse.

Ich steuer gerne auch paar Bilder bei

Beimerstetten das Duss Terminal

Bild

Bild

und Stuttgart Hafen DP World

Bild

Bild

Re: Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

von Lothar » 03 Aug 2021, 23:29

Hallo,

Hier sind noch ein paar Bilder:

Bild

Bild
Auch das gibt es: Ein 10-Fuß-Container mit einer "Containernummer"

Bild
Dieswe Container trägt hingegen keine Nummer. Natürlich kann er so auf einem Container-LKW transportiert werden, allerdings nur vom Start- zum Zielort. Die fehlende Containernummer mach ja ein Identifizieren des Containers unmöglich, so daß ein Umladen auf ein anderes Transportmittel praktisch ausscheidet.

Bild
Hier ist mal ein Beispiel für einen Container, der nicht der Beförderung von Gütern dient. Die Containernummer erlaubt aber trotzdem einen uneingeschränkten Transport im KLV.

Bild
Hier ist noch ein Beispiel für einen Flatrack-Container. Die überbreite Ladung erfordert natürlich eine Sonderbehandlung. Eine Beförderung auf der Schiene sollte wohlüberlegt sein, sonst droht Ungemach mit der Signalmeisterei...

Bild
Container sind oft sauber und gepflegt. Oft. Dieses Exemplar bekommt bald schon Probleme mit den Außenmaßen, insbesondere an der Stirnseite.

Bild
Hier wird ein Bulk-Container auf einem LKW-Auflieger in den Kieler Hafen geliefert. Der Auflieger ermöglicht mittels bordeigener Kippvorrichtung ein eigenständiges Entladen des Transportgutes

Bild
Die Wagen vom Typ Sdkms 701 waren mit die ersten, die Sattelauflieger transportieren konnten. Die Ansammlung dahinter zeigt, daß Container nicht immer irgendwelche Aufschriften tragen müssen (von der Registriernummer mal abgesehen)

Bild
Heute sind solche Taschenwagen oft als Doppeleinheit mit Mitteldrehgestell unterwegs

Bild
Auch das gibt es: Ein Doppeltragwagen mit nur einer "Tasche" für einen Sattelauflieger

Bild
Werden lange Container oder Wechselbrücken auf Taschenwagen transportiert, sind in der Mitte solche Stützträger vorgeschrieben

Re: Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

von Lothar » 29 Jul 2021, 19:15

Hallo,

Die Auflieger rollen natürlich auf "eigener Achse" auf das Schiff, die Wechselbrücken und die Container brauchen aber Hilfe:

Bild
Dafür gibt es hier eine größere Menge dieser Transportgestelle. Eine Straßenzulassung haben die übrigens nicht

Bild
Da passen auch zwei C-Bahälter oder zwei dieser überlangen Tankcontainer drauf

Bild
Oder auch ein 40-Fuß-Container

Bild
Für kurze Behälter gibt es auch eine größere Menge dieser Plattformen. Mit dem orangenen Greifer können die Terminalschlepper sie dann abtransportieren

Bild


Bild

Bild
Hier ist so ein Ding mal aus der Nähe


Bild
Sie bringen auch die Sattelauflieger zum Schiff, die auf der Straße oder der Schiene gekommen sind


Bild
Oder stellen sie in "Warteposition" auf die Seite


Bild

Bild
Anschließend wird "Middach" gemacht, in kleinen oder größeren Guppen...

Re: Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

von Lothar » 26 Jul 2021, 23:41

Hallo,

Im nächsten Teil soll es noch ein paar Bilder aus Kiel geben. Hauptzweck der Kieler Anlage ist es, alle Arten von KLV-Ladung von der Bahn auf die Fährschiffe nach Göteborg/Schweden und nach Oslo/Norwegen umgeladen werden. Es kommt aber auch vor, daß Ladungen auf der Straße nach Kiel auf die Schiffe und umgekehrt behandelt werden (und umgekehrt). Ebenso kommen aber auch Ladungen mit der Bahn nach Kiel und werden auf die Straße umgeschlagen (und umgekehrt).

Bild
In der Anfangszeit waren die großen Hafenkräne noch mit entsprechender Ausrüstung ausgestattet, um die KLV-Ladungen umzuschlagen
Der Wagen hinter der Lok war übrigens einer aus der letzten Serie: Er konnte auch zwei Wechselbrücken aufnehmen. Die anderen Wagen der Gattung Lgjs waren dafür zu kurz: Sie konnten nur zwei 20-Fuß-Container transportieren.

Bild
Seit etwa 10 Jahren sind bei uns solche Reach-Stacker im Einsatz

Bild
Ein einheitliches Erscheinungsbild hat es bei den Dingern nie gegeben

Bild
Anders als der Auflieger beim ersten Bild wird dieser Container von oben in den Öffnungen gegriffen

Bild

Bild
Wenig später kam auch dieser Portalkran nach Kiel, der hier einen Sattelauflieger umschlägt

Bild

Bild
Auch hier gilt: Container werden von oben gegriffen

Bild
Zum Vergleich noch mal eine Wechselbrücke, die von unten gegriffen wird

Re: Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

von Lothar » 23 Jul 2021, 21:00

Hallo,

Die letzten Binnencontainer, die ich sah, dienten irgendwo mit unkenntlich gemachter Registriernummer als Lagerschuppen. Letztendlich bieten sie gegenüber den Wechselbrücken bis auf die Stapelbarkeit keine Vorteile. Gesehen habe ich auch schon ewig keiner mehr im "Regelbetrieb".

Re: Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

von Marco F. » 23 Jul 2021, 14:48

Mahlzeit,

vielen Dank für die ausführlichen Informationen zum KLV, sehr interessant und lesenswert.


Eine Frage hätte ich zu den Binnencontainern: gibt es diese überhaupt noch oder wurden die aus Vereinheitlichungsgründen mittlerweile abgeschafft?
Ich bin zwar vom Fach, aber ich muss gestehen, so im Detail schaue ich mir die Containerzüge selten an und ich muss auch gestehen, ein solcher Binnencontainer ist mir ewig nicht mehr aufgefallen. :?


Falls die Herrschaften von Liliput mitlesen sollten: euren wunderbaren Lgjs571 dürft ihr gerne mit einem bzw. zwei Bundesbahncontainern (hellgrau, mit roter Binde und schwarzem Keks) ausstatten, da könnte mein KLV-Gag ein paar von vertragen. :D

Re: Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

von MHAG » 23 Jul 2021, 14:30

Hallo,

am 10.09.2012 war ich beim Containerterminal in Riem und habe da einige Fotos geschossen.
Viele verschiedene "Containerbauarten" auf diversen Wagen (sogar ein Zweiachser ist dabei)

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Bild

Aber auch die diversen "Hebetechniken" für die zu verladenden Teile sind interessant, der Spreader wird jeweils vom Kranführer angepasst.

Trailer von der Straße:

Bild

20-Fuss-Container:

Bild

Die "Tank-Tainer":

Bild

Bild

Spreader ausgefahren für 40-Fuss-Container:

Bild

Wenn oben nur eine Plane ist:

Bild

Bild

Bild

Eine der mittlerweile 6 Containerbrücken:

Bild

Und da werden die leeren Teile zwischengelagert:

Bild

Bild

Auch wenn das nicht meine Modell-Epoche ist, interessant finde ich sowas allemal :)

Viele Grüße 8-)
Michael

Re: Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

von ClausS » 21 Jul 2021, 10:28

Hallo Lothar,

vielen Dank für die großartige Beschreibung des KLV.

Deine Geschichte von der Einführung der noch heute verwendeten Wechselpritschen erinnert mich an meine Anfangszeit mit dem LKW Führerschein, den ich 1981 gemacht habe. Als Jungspund bekam ich natürlich nicht den neuesten LKW, sondern einen Ende der sechziger Jahre gebauten kubischen Mercedes 2224. Damit macht der Junge nichts kaputt :-)

Der betagte LKW hatte vorne in der Mitte des Chassis einen hydraulischen Arm und hinten 2 hydraulische Stempel, die das gesamte Chassis hinten anhoben. Bei dem Fahrzeug war noch nichts mit Luftfederung hinten. Der Anhänger hatte aber schon pro Rad einen Luftbalg.

Danach, ich fuhr während der Lehre im Urlaub als Vertretung, hatte ich einen neuen LKW zu fahren, der den Arm vorne in der Mitte mit einem Luftbalg bewegte und die luftgefederte Hinterachse konnte gesenkt und gehoben werden, ebenso die Schleppachse, die bei dem 2224 noch ständig mitlief.

Wechselpritschen habe ich eigentlich immer gerne gefahren, am liebsten eigentlich im Nahverkehr morgens vom Bahnhof abgeholt und abends wieder aufgesetzt. Die Arbeit war sehr abwechslungsreich, das hat mir in jungen Jahren Spaß gemacht.

Nichtsdestotrotz ist für mich der KLV eine der genialsten Ideen überhaupt um LKW Verkehr von der Straße zu bringen. Wenn ich überlege, dass die ganzen Container und Konsorten auch noch auf den Autobahnen wären, dann würde überhaupt nichts mehr gehen.

Natürlich bleibt die letzte Meile immer noch der Straße vorbehalten. Beide Verkehrsträger sollten aber nicht konkurrieren, sonde3rn sich sinnvoll ergänzen.

LG Claus

Re: Der kombinierte Ladungsverkehr (KLV)

von Lothar » 21 Jul 2021, 00:28

Hallo,

nach der Gattung der „Stapelbaren“ geht es jetzt mit der Gattung der „Unstapelbaren“ weiter.

Die ersten Transportgüter auf einer öffentlichen Eisenbahn in Deutschland waren Bierfässer, die 1835 auf dem Kohlentender der ADLER mitgeführt wurden. Seither wurden Güter möglichst in einer für sie geeigneten Verpackung verladen. Die Niederländischen Eisenbahnen NS haben dazu in den 1940ern ein System entwickelt, das schnell auch bei der Deutschen Bundesbahn Verbreitung fand - der pa-Behälter, ein rollbarer normierter Mittelcontainer mit dem einprägsamen Markennamen "von Haus zu Haus". Aber schon die Reichsbahn hatte schon 250 dieser Behälter im Umlauf. Sie zeigten damals bereits den Slogan Von Haus zu Haus. Im Zuge einer Konferenz in Zürich verabschiedete der "Internationale Eisenbahnverband" (UIC) 1951 den Standard UIC 590 für eine europaweite Umsetzung dieses Systems. Die Bundesbahn hatte 1962 bereits rd. 6000 dieser Behälter im Einsatz.
Die Abkürzung „pa“ steht übrigens für "porteur aménagé".

Für verschiedene Transportgüter gab es verschiedene Bahältertypen. Mit dem Aufkommen der Container und Wechselbrücken ging die Bedeutung dieses Systems immer mehr zurück.

Bild
Diesen Wagen mit Kugelbehältern traf ich 1992 in Itzehoe an, das gab es die Dinger also noch. Also durchaus Epoche-V-tauglich.

Die heute üblichen Wechselbrücken gehen auf das Jahr 1971 zurück, als die dt. Spedition „Dachser“ erstmalig einen Wechselaufbau mit Stützfüßen vorstellte, der ohne Kran vom LKW entladen werden konnte. Dazu werden die Stützfüße ausgeklappt, das Fahrgestell entlüftet (=abgesenkt) und der LKW kann unter dem Aufbau herausfahren. Das war gegenüber den Binnencontainern ein Vorteil, diese benötigten ja immer einen Kran zur Entladung.
Außerdem war dieses System wie die Binnencontainer auf Europäische Verhältnisse angepasst und konnte wirtschaftlich mit den hier üblichen Europaletten beladen werden.

Das Verriegelungs-Grundmaß einer Wechselbrücke entspricht mit längs 5820 mm dem eines 20-Fuß-ISO-Containers, so dass Wechselbrücken und ISO-Container ohne Umrüsten auf denselben Tragfahrzeugen transportiert werden können. Da die Wechselbrücken aber länger sind, muß vor und hinter der Verriegelung noch Platz sein.
Je nach Norm sind die Behälter zwischen 7150 und 7820mm lang und werden als C-Behälter bezeichnet.

Bild

Bild

Bild
Hier sind ein paar C-Bahälter in der klassischen Pritsche-Plane-Bauweise zu sehen. Die Aufnahmen entstanden in den frühen 1990ern in Kiel und Lübeck (2. Bild)

Bild
Bei diesem Exemplar werden die zulässigen Außenabmessungen nicht erreicht. Es dient offenbar zum Transport von irgendwelchen schweren Dingen.

Bild

Bild
Zwei Beispiele für C-Behälter mit Kofferaufbau. Die Seitenwände können gesickt oder glatt sein. Seitentüren können eingebaut werden, müssen aber nicht.

Analog zu den 40/45-Fuß-Containern gibt es die A-Behälter. Diese sind geeignet für den Transport auf Sattelfahrgestellen, besitzen keine Stützbeine, haben ein Gesamtgewicht bis 34 t und eine Länge bis 13.670 mm. Hier entspricht der Abstand der Verriegelungen dem der 40-Fuß-Container.

Bild

Bild
Zwei Beispiele für A-Behälter. die üblichen Varianten sind der Schiebeplanen- und der Kofferaufbau mit oder ohne Kühlaggregat.

Zusätzlich gibt es auch eine Variante mit einer lichten Innenhöhe von 3 m. Diese sogenannten Jumbo-Wechselbrücken sind mit einem Hubdach ausgestattet, um das Volumen optimal auszunutzen. Diese erfordern allerdings sowohl auf der Schiene wie auch auf der Straße spezielle Transportfahrzeuge mit niedrigem Rahmen.
Dieses System kommt eigentlich nur in besonderen Umläufen zum Einsatz, aber nicht nur.
Bild
Im Modell ist hier der Unterschied zwischen einer Jumbobrücke und einem C-Bahälter zu sehen

Im Gegensatz zu den ISO-Containern können die Wechselbrücken nicht auf den Übersee-Containerschiffen transportiert werden. Stapelbar sind sie nur im Ausnahmefall. Eine entsprechende Normung ist aber in Vorbereitung.

Heutzutage gibt es auch Koffer- und Kühlkoffer-Wechselbrücken, welche über eine Doppelstockladeeinrichtung sprich eine Zwischenebene verfügen. Man kann das Transportgut also zweistöckig verladen, ohne die Paletten direkt aufeinander stellen zu müssen.

Für den Transport von besonderen Gütern wie Flüssigkeiten gibt es eigene Konstruktionen.
Bild
Hier ist ein Wechselbehälter zu sehen, in dem Wein transportiert wurde (Kiel, um 1990)


Bild
Wie bei den Containern wird auch dieses System mitunter auch "werksintern" verwendet. In diesen Wechselbrücken ist verschiedene Ausrüstung verstaut, die zur Produktion von Fernseh- und Hörfunksendungen benötigt wird. Die Wechselkoffer werden im Regelfall zwischen den Einsätzen nicht entladen sondern nur an geeigneter Stelle abgestellt.

Bild
Bei bedarf können aber auch sie auf die Bahn verladen werden, so wie hier vier Behälter vom ORF als im September 1991 der "Musikantenstadl" aus der Kieler Ostseehalle übertragen wurde. (Kiel, Bollhörnkai, September 1991).

Bild

Bild
Zu dem System gehört auch der Transport von kompletten Sattelaufliegern. Diese müssen natürlich konstruktiv geeignet sein, mit dem Greifer angehoben werden zu können (Kiel, oben 1990, Bahnhofskai, unten 2018 Kiel, Bollhörnkai)

Bild
Beim Beladen ist zu beachten, daß die Radsätze möglichst gleichmäßig belastet werden. Theoretisch könnte der Tragwagen hinter der Lok zwei dieser Wechselbrücken befördern, da aber nur eine da war, kam sie halt in die Mitte.

Bild
In den späten 1980ern wurde im Kieler Nordhafen noch viel KLV umgeschlagen. Hier ist die Lok 1 der HVB mit reichlich Material zu sehen.

Nach oben